Wer ein Gebäude von Innen ablichten will, u. a. die Ferienwohnung oder das neue WG-Zimmer, sollte aus der Ecke fotografieren. So kann man den Raum möglichst ganz aufs Bild kriegen. Als da sind nicht mittig, sondern eher im Verhältnis ein Drittel zu zwei Dritteln, rät der Kölner Fotograf Oliver Rausch. Nutt. „So sind auch Decke und Boden auf dem Bild zu erkennen.“ Und: Nicht um alles in der Welt blitzen. Das mache die Architektur „platt“. Entweder man geht ganz nüchtern etwas weniger Architektur heran, zeigt Gegensätze oder wählt extreme Perspektiven. Auch mit Farbfehlern oder Verzerrungen darf man Akzente setzen. Rausch zusammen. Schwarz-weiß sollte man im RAW-Format fotografieren und die Bilder später am PC bearbeiten, rät Clauß. So behalten die Bilder ihre vollen Kontraste. Fotograf Nutt rät deren Froschperspektive ab. Denn bei extremen Perspektiven entstehen schnell stürzende Linien: Die Ränder des Gebäudes fallen dann nach oben hin optisch zusammen. Einige Kameras können das aber bereits korrigieren. Auch mit Shift-Objektiven lassen sich stürzende Linien vermeiden. Oder man rückt die Linien bei der Bildbearbeitung am Rechner gerade.
Der Pionier wurde zum Marktführer in einer Branche, die sich weithin seinen Vorstellungen anpaßte. Auch andere Betriebe orientierten sich erfolgreich, am „neuen Licht“. Doch Maacks einstmals brave Leuchtenfirma avancierte innerhalb weniger Jahre zur Flaggschiff für professionelles Architekturlicht. Längst auch ist Erco ein internationaler Begriff. Das Lüdenscheider Stammhaus und die ausländischen Töchter sind weltweit mit Stararchitekten im Geschäft. Sie rüsten Banken und Botschaften mit Licht aus, Hotels und Boutiquen, Kirchen und Diskotheken, Museen natürlich, Kongreßzentren, Opern und Schauspielhäuser, Büro- und Wohnlandschaften. Sogar einer Messe für den Papst haben sie geleuchtet. Die Lichtverkäufer führen mittlerweile die dritte Generation ihrer Geräte, komplexe Systeme für jede person Zweck und jede Gelegenheit. Die rasante Entwicklung in der Elektroindustrie – zu immer kleineren, helleren, längerlebigen Lampen – hat es möglich gemacht. Früher gab es nur ein Lampe – die Glühlampe das 0,05 Millimeter dünnen Wolfram-Spirale, die sich bei jedem Aufleuchten bis zur Weißglut erhitzt und nach 1000 Stunden verbrannt ist.
Blaues Meer, weißer Schnee, grüner Wald – dass Landschaften die Farben von Ländern prägen, ist eine klare Sache. Aber haben auch Städte eine farbliche Identität? Kann man sie an ihren Farben erkennen? Markus Pretnar fand die Antwort bei einer fotografischen Reise durch Europa. Vom Nordkap bis Athen fuhr der Mainzer Professor für Innenarchitektur und Farblehre dreieinhalb Monate lang mit seinem Van durch Europa, legte insgesamt 17.000 Kilometer zurück. Seine Mission: Die Farben von 22 Städten entlang des 26. Längengrads zu bestimmen. Spätestens alle 400 Kilometer fotografierte er Stadtansichten in 360-Grad-Panoramen, in Helsinki und Oulu, Bukarest und Minsk, Riga und Athen. Pretnar die Methode seines Forschungsprojekts „Lokalkolorit“. Für jede Stadt hat er das Farbvorkommen in Farbkarten festgehalten. Das Ergebnis: Städte haben einen individuellen farblichen Ausdruck. In Nordeuropa sind sie farbenfroher, südeuropäische Städte hingegen sind heller, wir haben viel Weiß. Das hat auch mit dem Klima zu tun: „Der Mensch sucht einen Ausgleich seiner Wahrnehmung. Wenn das Wetter oft grau und trübe ist, schafft er sich eine Umwelt, die für Abwechslung sorgt“, sagt Pretnar. Dieser Lokalkolorit ignoriert Ländergrenzen – Finnland und Estland etwa sind völlig unterschiedliche Länder, haben aber eine ähnliche Farbpalette. Auch Städte in Deutschland haben laut Pretnar ganz eigene Farben. Norddeutschland werde geprägt durch die Rot- und Brauntöne seiner Ziegelarchitektur. Im Bayerischen Wald gebe es Bonbonfarben und Pastelltöne. An ihre Grenzen stößt Pretnars Theorie allerdings in Neubausiedlungen und Fußgängerzonen, die überall gleich aussehen: „Da wird es schwierig, zu differenzieren“, sagt Pretnar. Die bunteste Stadt auf Pretnars Längsschnitt durch Europa war Czernovitz in der Ukraine, im Karpatenvorland nahe der rumänischen Grenze. Pretnar. Auch während des Kommunismus und im Postkommunismus habe sich dieser Ort seine verspielten, bunt-pastelligen Fassaden mit farbigen Keramikbesätzen nicht nur in der Altstadt, sondern auch in neu gebauten Siedlungen und Datschen am Stadtrand erhalten.
Der gelernte Druckereikaufmann Klaus-Jürgen Maack, damals In ihren Zwanzigern, hatte in die mittelständische Lüdenscheider Leuchtenfirma Erco ein geheiratet, die mit Küchenzug-, Nachttisch- und Badezimmerleuchten zufriedenstellende Geschäfte machte. Er trat in die Geschäftsführung ein und stellte die Firma auf den Kopf. Der Newcomer inspizierte den bundesdeutschen Leuchtenmarkt der frühen Sechziger und gewann, aus seiner Sicht, ein deprimierendes Bild. Maack fiel auf, daß die Hersteller ihre Leuchten fast ganz unter formalen, ästhetischen und einmal in hundert Jahren unter rationalen, funktionalen Gesichtspunkten entwickelten und verkauften. Da wimmelte es von flämischen Leuchtern und venezianischen Lüstern, von französischen Kutscherlampen und florentinischen Wandarmen. Es gab Rustikales, Maritimes. Die Lichtmöbel waren aus Zinn, Bronze, Messing, aus Chintz, Tapete, Kristall. Daß die Ming Vase oder die beschirmte, stilisierte Säule leuchtete, schien zwar selbstverständlich, war aber offensichtlich nicht ihre Hauptaufgabe. Zudem war das Marktangebot „geradezu atomisiert“. Rund 200 Hersteller boten rund 150000 Einzelmodelle an. Maack hatte „keine Antenne für derlei Dinge“. Ihm schwebte vielmehr eine zeitgemäße, professionelle Architekturbeleuchtung vor, mit klarer lichttechnischer Funktion, in solidem Design. Architekturen zu integrieren sein. Die Einzelprodukte sollten kompletten Systemen weichen. Zum damaligen Zeitpunkt kam Kunde aus Amerika: von „Licht aus Löchern“.